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Steckbrief
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In der Vorderansicht sind unterschiedliche Rahmengrößen collagenartig verschränkt verbunden sowie teilweise mit schwarzen Flächen geschlossen oder offen gehalten. In der Seitenansicht bilden die hintereinander gereihten Rahmen ein faszinierendes räumliches Spiel mit linear anmutender Geometrie, eingebunden in einer klaren Leistenstruktur, die sich zum Korpus addiert. Im Bereich der eingeschobenen »Vitrinen« verschmelzen die Rahmen in der Tiefe zur Fläche, im Außenbereich bleiben sie mit Zwischenraum ablesbar. Dieses Wechselspiel von Dichte und Offenheit lässt das Möbel wie eine bildhauerische Skulptur erscheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die eingeschobenen Behältnisse aus schwarzer MDF, die mit großem Überstand an der Vorder- und Rückseite herausragen. Die zurückhaltenden Metall-griffleisten an der Unterkante der Schubkästen und der Drehtür unterstützen die Blockhaftigkeit dieser Einsätze und unterstreichen damit die kraftvolle, skulpturale Anmut des Möbelstückes. Eine Lichtfuge aus Acrylglas und LED-Band zwischen Behältnis und Rahmen ist ein weiterer, gestalterischer Kunstgriff, um die Trennung beider Elemente zu betonen. Hier wäre alternativ und mit weniger Materialaufwand vorstellbar, den Zwischenraum der Rahmenstruktur komplett offenzuhalten, um das Durchschieben der Behältnisse klarer zu verdeutlichen.
Beeindruckend sind die konstruktiven Details, die aus der tradierten Holzverbindung entwickelt und angewandt wurden. Diese Verbindungen sind nicht nur konstruktiv notwendig, sie sind zusätzlich auch als dekoratives Element im Gesamtbild des Möbels zu sehen. Insgesamt 228 Gehrungen, 456 Fremdfedern, 80 Schwalben-Überblattungen und vier gezinkte Schubladen versetzen den Betrachter in Erstaunen. Die außergewöhnliche Idee von Markus Swarra löst seinen formalen Anspruch, ein Möbelstück für einen repräsentativen Platz innerhalb eines bestimmten Showrooms zu entwickeln, vollkommen ein.
Prof. Peter Litzelbauer, Architekt, Innenarchitekt und Tischlermeister, lehrt Grundlagen des Konstruierens/Raum, Möbel, Material an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Fachbereich Architektur und Design.
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Lätthet heißt dieses Meisterstück auf schwedisch. Übersetzt bedeutet das Einfachheit, Leichtigkeit und benennt ein Anliegen des Auftraggebers bezüglich der Gestaltung des Möbels. Der Schreibtisch besteht aus einem flachen formverleimten Korpus mit längs umlaufendem Furnier und schräg stehend konischen Füßen. Er zeigt eine sehr klare, auf das Wesentliche reduzierte Formensprache, die bis ins Detail durch Kreis und Halbkreis als geometrische Grundelemente bestimmt wird. Diese finden sich im Querschnitt der Beine, in der Ausbildung des Korpus als Endlosband, verkleinert in der Griffausbildung und schließlich in der Kulissenführung der Schubkästen. Auch in Wahl und Einsatz von nur zwei sichtbaren Materialien, weißem Mineralwerkstoff und matt lackierter Eiche, die außerordentlich gut miteinander harmonisieren, spiegelt sich in diesem minimalistischen Ansatz der Wunsch des Auftraggebers wider.
Die Gestalt des Korpus setzt sich geometrisch aus zwei Halbzylindern und einem Quader zusammen. Sie umschließt drei großvolumige, durch Zwischenwände und feine Fugen getrennte Schübe, welche mit ihrer variablen Fächereinteilung die bedarfsgerechte Nutzung ermöglichen. Papier (auch großformatiges), Schreibutensilien, Dokumente sowie elektronische Geräte finden hier Platz. Die an den Seitenwänden der Schubkästen einseitig eingefrästen Kulissenvollauszüge laufen gemäß der bestimmenden Formensprache sichtbar rund aus. Die ausgefälzte Griffleiste in den Schubkastendoppeln aus Mineralwerkstoff ist in Länge und Höhe spannungsvoll dimensioniert und mit Bedacht platziert: In der Ansicht betont sie eine asymmetrische Gliederung des flachen Korpus. Die gedrechselten Füße sind mittels einer verdeckten Stahlkonstruktion lösbar befestigt. Unebenheiten im Boden sind durch Höhenversteller ausgleichbar.
Das Meisterstück zeigt eine durchweg anspruchsvolle gestalterische und handwerkliche Qualität. Im Zusammenklang mit der gelungenen Formgebung sind Einfachheit und Leichtigkeit als Kundenwunsch überzeugend umgesetzt worden.
Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer. Von 1990
bis 2001 hat er als Leiter der Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen auch die Entwicklung der Meisterstücke betreut.
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Mit konisch zulaufenden Füssen erinnert das Meisterstück von Andreas Leubner, wie er selber schreibt, an die 1960er- und 1970er-Jahre. Aber nicht nur in formaler Hinsicht darf es als retrospektive Hommage gesehen werden, sondern mehr noch des Entwurfsansatzes wegen. Dieser atmet etwas von dem Geist der Ulmer Hochschule für Gestaltung um Max Bill, dessen Pendant im Osten etwa zur selben Zeit die Burg Giebichenstein in Halle war, die noch als »Hochschule für industrielle Formgestaltung« diese konsequente Form des Rationalismus pflegte.
Das Designverständnis war maßgeblich von Rudolf Horn geprägt, dessen Entwürfe von den Deutschen Werkstätten Hellerau in Dresden produziert wurden. So war etwa das legendäre MDW-Möbelprogramm ein System-Möbel aus Komponenten, die in einem ausgeklügelten Raster mit- und ineinander aufgebaut werden konnten und Menschen so dynamisch durch unterschiedliche Lebensphasen begleiteten.
Ein solches wohldurchdachtes Setting ist auch dem jungen Meister Andreas Leubner gelungen. Es macht Veränderungen von Sitzhöhen möglich, etwa für ganz Alte und ganz Junge, bietet nach Bedarf mehr oder weniger Sitzplätze für eine Familie, die sich in ihrer Zusammensetzung verändert und interpretiert den Alltag der Gegenwart mit Augenzwinkern in Form einer USB-Ladestation. Ein Arrangement, das sehr flexibel ist und im Gegensatz zu anderen, die das auch sind, Möbel aus einem Guss zeigt, ohne dabei überladen oder zusammengewürfelt zu wirken.
Gelungen ist Leubner auch die Wahl der Farben und Materialien: Die hellen Noten im europäischen
Nussbaum werden durch Kombination mit Kupfer und dem entsprechenden Ton des Leders raffiniert aufgenommen, sodass die dunklen Holzanteile den Duktus einer Zeichnung erhalten. Diese Interversion verleiht dem Ganzen eine wohltuende Frische, ohne dass es dabei aus der Ruhe kommt. Ein Meisterstück in vielerlei Hinsicht – Bravo!
Prof. Axel Müller-Schöll lehrt an der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Innenarchitektur und Ausbaukonstruktion.
dds und dem Tischlerhandwerk ist er seit vielen Jahren beratend und als Autor verbunden.
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wie ein japanischer Schrein thront der Korpus auf dem 500 mm hohen, gespreizten Gestell in massiver Räuchereiche. Mehrfach trapezförmig nach vorne und zur Seite ist das Gestell so konstruiert, dass es den aufliegenden Korpus trägt und dennoch grazil erscheint. Sichtbare Zinken und Gratungen prägen den teilmassiven Brettbau. Das Furnier könnte eine Waldkirsche sein, es ist gerade gestreift mit leichtem Grünstich und gestürzt zusammengesetzt mit feinen Kernholzstreifen. Räuchereiche ist als Kontrastholz sehr gut gewählt, sie wirkt nicht so hart wie schwarz gebeizte oder schwarz lackierte Hölzer, die häufiger zum Einsatz kommen. Der Korpus wirkt durch den Flächenanteil der Koffertüren weniger tief, als er mit 520 mm angegeben ist. Durch den Abstand der Türen von 25 mm ist kein Griff erforderlich, als Schattenfuge ausgebildet, gliedert er die horizontal von Ober- und Unterboden eingefasste Front in der Vertikalen.
Die Koffertüren öffnen sich um 180° und geben Raum für hängende und stehende Gläser. Ohnehin scheint die schöne Innenaufteilung mit ungefähr sechs gleichen Stauräumen mit Breite von 380 mm, Tiefe 350 mm und Höhe von etwa 350 mm sowie dem niederen Fach von 230 mm links der Schubladen eher für einen Barschrank als für Geschirr geplant: Nur Platzteller passen in ein Fach, Essteller, Suppenteller und weitere Teller können gar nicht nebeneinander gestellt werden, weil die Mittelseite im Weg steht. Zwölf Teller benötigen übereinander gestellt nicht mehr als 250 mm Höhe, Tassen und Untertassen noch weniger. Ein besonderer Schmuck sind die Schubkästen mit ihren sichtbaren Holzkulissen aus Räuchereiche und einer in Kirschbaum abgesetzten Mittelleiste. Als Stoppvorrichtung und Mitnehmer dienen beidseitig Madenschrauben, die an einen in die Auszüge gefrästen Holzzapfen anschlagen. Eine Magnetwippe unter dem mit schwarzem Velourleder belegten Schubkastenboden dient als Schloss. Ein wunderschönes Möbel in aparter Holzauswahl!
Ursula Maier, Stuttgart, Maître Ébéniste und
Innenarchitektin BDIA. Die Unternehmerin hat
ihren Betrieb um ein Einrichtungshaus sowie ein Büro für Innenarchitektur erweitert und 2007
an die vierte Generation übergeben.
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Die ergonomisch elegant geformte Liegeschale ruht solide auf einem klassischen Fußgestell mit nach außen gespreizten Holzfüßen, verbunden mit einem zierlich anmutenden metallenen Verbindungssteg. Die Liege vermittelt Ruhe und Sicherheit und mit der farblich fein abgestimmten Polsterauflage auch eine einladende Bequemlichkeit. Gegensätzliche Wirkung erzielt die angesetzte Armlehne, deren horizontale Linie formal den Schwung der Liegefläche stört, auch wenn die mundartige Öffnung den Kompromiss sucht: Die harte Materialwahl suggeriert wenig Komfort. Die in der Länge zweigeteilte Formholzschale, die sich zum Kopf- und Fußende konisch verjüngt, wird von Gratleisten und eingebohrten Stäben zusammengehalten. Eine mittig liegende Schattenfuge verstärkt die formale Eleganz der Rückansicht. Die zusätzliche Formplatte gewährleistet die Stabilität der Polsterung und wird mittels verdeckt angeordneten Magneten an die Liegeschale geheftet.
Mit dem Beistelltischchen ist Jennifer Kammler ein heiteres Möbel gelungen, das in seiner Funktion und gestalterischen Ausstrahlung überzeugt. Ein auf Gehrung gearbeiteter MDF-Korpus mit Schubkästen und Klappe bildet durch die einheitliche Lackierung einen Monoblock. Das Fußproblem wurde charmant gelöst: Wie ein schützender Rücken zieht sich eine massive Rüsterplatte um den Korpus, die sich rechts schräg nach unten verlängert. Links stützt sich der Korpus auf einen leichten Metallrahmen in Analogie zum Fußgestell der Liege. Das Tischchen mit einer Leuchte zu kombinieren, setzt einen weiteren Akzent. In der Mitte der umhüllenden Holzfläche wird ein schmaler Holzstreifen herausgeklappt der sich in alle Richtungen drehen lässt. Der Klappmechanismus ist kreisförmig in die Fläche gesetzt und farblich betont. Als eingewobener Faden schlängelt sich das Kabel zum LED-Einsatz an der Spitze des schräg gekanteten Leuchtenarms, der einer kleinen Giraffe ähnelnd die Liege als ruhenden Pol umtänzelt …
Prof. Peter Litzelbauer, Architekt, Innenarchitekt und Tischlermeister, hat bis Sommer 2017 Grundlagen des Konstruierens/Raum, Möbel, Material an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart gelehrt.
Der Beitrag »Konstruktiv vom Feinsten« erschien zuerst auf dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau.
Filigrane Stollen mit durchgestemmten und verkeilten Zapfen sind ein wesentliches Merkmal der Konstruktion, die eine Zerlegbarkeit nur suggeriert: Die Verkeilung der Knotenpunkte ist verleimt, wie ein Blick in die Zeichnung zeigt. Es wäre mehr Vorholz erforderlich, um eine stabile, lösbare Verbindung zu gewährleisten, weiter vorstehende Zapfen könnten zudem die Beinfreiheit einengen.
Zwei Korpuselemente tragen die massive, 30 mm dicke Eschenplatte. Aufliegend und mit Nutklötzen befestigt zeigt sie nur schwach gebrochene Kanten. Eine Abfälzung der Unterseite oder alternativ eine Rahmenkonstruktion mit größerem Plattenüberstand und eingelegtem Linoleum als Schreibfläche könnte die Bauweise des Korpus aufnehmen und zu mehr Leichtigkeit beitragen. Unter der Platte befinden sich drei von seitlichen Kulissen geführte Schubkästen, im oberen Korpusbereich jeweils ein hängend geführter Innenschubkasten. Der darunterliegende Platz für Drucker und Rechner ist wegen der tiefen Lage eher bedienungsunfreundlich. Gut durchdacht ist aber die Belüftung: Statt einer Rückwand sind dünne, zum Teil herausnehmbare Vollholzstäbe in engem Abstand zueinander eingenutet worden, sodass auch Kabel mit größerem Stecker durchgeführt werden können. Die schlichte symmetrische Grundform des Möbels korrespondiert mit der fein gestreiften Holzstruktur der Esche. Einen deutlichen Kontrast dazu bilden die monoton und eher schwer wirkenden monochromen grauen Fronten, Füllungen und Schubkastendoppel. Sie sind aus dem durchgefärbten Holzfaserwerkstoff Valchromat gefertigt, der durch seine hohe Dichte für präzise Fräsungen wie etwa die Griffmulde in der Tür besonders geeignet ist. Die Korpustüren sind stumpf mit Zapfenbändern angeschlagen und werden von Neodymmagneten punktuell zugehalten.
Severin Rubatscher hat einen modernen Werkstoff mit klassischen Konstruktionsprinzipien verbunden. Dabei sind ihm beachtliche Lösungen gelungen, die durch Einsichten und Einblicke in die japanische Handwerkskultur im Hinblick auf das Thema Fügen und Verbinden noch vertieft und erweitert werden könnten.
Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer. Von 1990 bis 2001 hat er als Leiter der Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen auch die Entwicklung der Meisterstücke betreut.
Der Beitrag Keine leichte Sache erschien zuerst auf dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau.
Der hölzerne Quader in Rüster mit seinem mattschwarzen, feuchtigkeitsresistent ausgeführten Ausschnitt für den Getränkeausschank zeigt eine klar in Form gebrachte Idee – durchdetailliert von einem geübten Konstrukteur, der offensichtlich über breite Material- und Fügungskenntnis verfügt. Definierte Fugen, im Automobilbau würde man sie Spaltmaße nennen, halten Materialien und Flächen auf Distanz und kommunizieren hohe Präzision und Wertigkeit. Bei den Beinen, insbesondere den trompetenartigen Füßen, kommt mir eine Aussage von Armin Müller-Stahl, dem erfolgreichsten deutschen Schauspieler der Gegenwart in den USA, aus einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung in den Sinn: »Ich baue eine Figur immer von den Schuhen her auf – man muss sie von unten nach oben leben.« Wenn Philipp Schulz in der Beschreibung seines Meisterstücks formuliert, »die grazilen Beine sollen den Schrank zu einem dezenten Blickfang machen«, so liegen hier Mime und Meister vermutlich nicht weit auseinander!
Die Kontur der Beine soll mittels ausgedrucktem Aufriss auf den Rohling übertragen werden. Aus der Zeichnung geht nicht hervor, ob die Kontur als freie Form angelegt oder durch exakte Geometrisierung mit Radien und tangentialen Berührungspunkten definiert ist. Das Einarbeiten der Rotationsachsen in das Maßwerk des Möbels würde den beim Korpus gezeigten Präzisionsanspruch untermauern.
Um den Stand des Möbels zu gewährleisten, sollen verstellbare Bodengleiter am unteren Ende der Füße eingearbeitet werden. Möglicherweise wäre, um die charismatische Wirkung der Füße nicht zu stören, ein etwaiger Höhenausgleich an anderer Stelle diskreter zu bewerkstelligen, etwa das Verstellen der Beinlänge im Metall-Zargenrahmen, was zugegebenermaßen auf Kosten des formschlüssigen Materialübergangs ginge. Dies ist allerdings Kritik auf hohem Niveau – nicht nur das Möbel, sondern auch die zugehörige Zeichnung sind eine Augenweide!
Prof. Axel Müller-Schöll lehrt an der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Innenarchitektur und Ausbaukonstruktion.
dds und dem Tischlerhandwerk ist er seit vielen Jahren beratend und als Autor verbunden.
Der Beitrag Pauken und Trompeten erschien zuerst auf dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau.
Mein erster Blick fällt auf das durchlaufende massive Eichenholz der Schubladenfronten, das nur durch Schattenfugen und Zinken unterbrochen wird. Wunderschön! Ich verstehe die Idee, die Schubladen in zwei Höhen optisch frei schwebend aufzureihen. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass auch bei geöffneten Schubladen keine Beschläge sichtbar sind. Die Konstruktion wirft allerdings einige Fragen auf: Damit die Schubladen staubfrei gehalten werden können, hat jede einen 8 mm starken Deckel, dessen gefälzte Kanten oben in den innen genuteten Wangen geführt werden. Für die Schubladenseite ist das eine reißanfällige Konstruktion, weil sie ohne Toleranz zum Quellen und Schwinden zwischen Deckel und Vollauszug eingespannt ist. Bei schwerer Belastung wie der Bestückung mit Weinflaschen kippt zudem auch ein stabiler Auszug im ausgezogenen Zustand etwas nach unten. Dadurch wird der verbleibende Rand der Wange von 4 mm oberhalb der Nut belastet. Gibt der Deckel nach oder die Nut? Der konstruktive Boden unter der Schublade sowie der Deckel sind durch eine zurückspringende Aufdopplung in der Tiefe nur auf 210 mm mit dem Korpus verbunden, sie kragen zur Hälfte aus, wie der Vertikalschnitt zeigt. Aus meiner Sicht eine gewagte Konstruktion, von der ich nicht sagen kann, wie sie sich langfristig unter Last verhält. Auch werden die dadurch realisierten Schattenfugen nur aufwendig zu reinigen sein.
Die Ästhetik der Schubladenfronten leidet etwas durch die in die Vorderstücke eingefrästen Griffe und die von oben sichtbaren Deckel. Mich erinnert diese Aufsicht etwas an Spielzeugkisten! Das Sideboard mit den Außenmaßen 2898 x 586 x 440 mm bietet in den zwölf Schubkästen verhältnismäßig wenig Stauraum: Sie haben ein lichtes Maß von 433 x 385 x 125 mm bzw. 233 mm. Das insgesamt nutzbare Volumen steht zum Außenvolumen des Korpus im Verhältnis von nahezu 1:2. Ob der hohe Materialeinsatz formal und funktional zu rechtfertigen und zeitgemäß ist?
Ursula Maier, Stuttgart, Maître Ébéniste und Innenarchitektin BDIA. Die Unternehmerin hat ihren Betrieb um ein Einrichtungshaus sowie ein Büro für Innenarchitektur erweitert und 2007 an die vierte Generation übergeben.
Der Beitrag Serielle Ästhetik erschien zuerst auf dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau.